Freiburger Gespräche 2014Im Rahmen der Freiburger Gespräche 2014 haben sich 60 Jugendliche aus Deutschland, Frankreich und Schweizern das Wochenende unter dem Titel: „10 Jahre EU-Osterweiterung- Im Westen nichts Neues: Frische Impulse für Europa aus dem Osten?“ über den Osten Europas informiert und ausgetauscht.

Bereits die Auftaktveranstaltung die, öffentliche Podiumsdiskussion  mit dem Titel: „Der Westen vor der Türe Russlands: Osteuropa zwischen Osterweiterung und russischer Monroe-Doktrin“ war ein voller Erfolg. Rund 250 Interessierte verfolgten die Ausführungen von Herrn Prof. Volkmann, dem russischen Attaché für Außenpolitik Herrn Bisslinger, Hauptmann Helmchen und Herrn Dr. h.c. Erler MdB, Russlandkoordinator der Bundesregierung, auf dem Podium. Dabei lieferten sich der russische Diplomat und Gernot Erler einen regen Schlagabtausch. So warf Herr Erler der russischen Regierung vor, sich nicht an das Minsker Abkommen zu halten. Herr Bisslinger wiederum unterstellte dem Westen, den nach wie vor ungeklärten Abschuss der Malaysischen Passagiermaschine MH17 zur Verhängung von harten Wirtschaftssanktionen gegen Russland genutzt zu haben. Gleichzeitig sei der Westen nicht an einer Aufklärung dieses Vorfalls interessiert.

Prof. Klaus-Heinrich Standke moderierte nicht nur die Podiumsdiskussion, sondern suchte am Samstag im Rahmen eines Vortrages zum Thema: „Neue Herausforderungen an das Kaleidoskop der europäischen Zusammenarbeit: ‚Coalitions of the willing and coalitions of the capable’ das direkte Gespräch mit den jugendlichen Teilnehmer*innen der Freiburger Gespräche. Herr Standke ermutigte alle Teilnehmer*innen zur aktiven Mitgestaltung in der Politik und betonte, dass gerade die Jugend die Chance hätte, Themen selbst auf die politische Agenda zu setzen.

Daneben hörten die Teilnehmer*innen am selben Tag zudem einen Vortrag von dem ungarischen Schriftsteller und Historiker György Dalos. Er schilderte seine persönlichen Erfahrungen mit dem Kommunismus, in welchen er selbst als Jugendlicher seine Hoffnungen gesetzt habe, dann aber nach seinem Studienaufenthalt in der Sowjetunion desillusioniert zurückkehrte. Nach „maoistischen Umtrieben“ die zu einem Berufs- und Schreibverbot führten, schloss er sich der jungen ungarischen Demokratiebewegung an. Die politischen Umbrüche in Ungarn Ende der 1980er Jahre, den Weg des Landes vom Sozialismus in einen ungebremsten Kapitalismus begleitete er ebenso kritisch wie die aktuellen Entwicklungen in seiner Heimat unter Ministerpräsident Orban.

In den verschieden Workshops befassten sich die Teilnehmer auf Deutsch und Französisch mit Themen rund um Osteuropa:

In Workshop 1 „Politik“ stellten sich die Teilnehmer der Fragen was die europäische Union ist– ein Wirtschafts- und/oder Wertebündnis? Am Beispiel Ungarns wurde die Frage nach dem Umgang mit demokratiefeindlichen Tendenzen auf EU-Ebene diskutiert. Was muss die europäische Gemeinschaft diesen Tendenzen entgegensetzen und erfolgt Demokratisierung letztlich von oben oder beginnt sie doch beim Bürger? Der Workshop bearbeitete zudem verschiedene Lösungsansätze für Probleme der Arbeitsmigration für die Staaten der Osterweiterung sowie die Jugendarbeitslosigkeit.

In Workshop 2 wurde intensiv dem Thema Wirtschafts- und Energiepolitik der Europäischen Union nachgegangen: Wie haben die mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer aus dem Jahr 2004 den Übergang von der sozialistischen Planwirtschaft in den Kapitalismus und europäischen Binnenmarkt gemeistert? Wie stark hängt Europa von Russlands Gaslieferungen ab? Welche Maßnahmen können im Sinne einer kohärenten EU-Energiepolitik ergriffen werden, um diese Abhängigkeit zu reduzieren?

Workshop 3 zielte unterdessen auf eine ganz andere Perspektive ab: Zentraleuropa – Wo schlägt das Herz Europas? In diesem Workshop befassten sich die Teilnehmer mit Identitäten und Erfahrungshorizonten zum Thema Europa. Sie stellten sich die Frage, wie eine gemeinsame kulturelle Identität Europas durch die im Zuge der EU-Osterweiterung hinzugekommenen Mitgliedsstaaten vorangebracht werden kann und soll.

Neben diesen inhaltlichen Schwerpunkten boten sich auf den Freiburger Gespräche zahlreiche Möglichkeiten, die deutschen, französischen und schweizerischen NachbarInnen besser kennen zu lernen. Bei den gemeinsamen Abendessen, Gesprächen in Bars und auf der Abschlussparty zeigte sich einmal mehr, dass die Idee Europa viel mehr ist als abstrakte Ideen und Visionen.

Europa ist das, was wir gemeinsam daraus machen.

Eure JEF Freiburg

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